Hermann Baumann - Ein ganz persönlicher Nachruf

Einem Menschen kann man begegnen oder ihm einfach nur zuhören und schon ist man verzaubert. Bei Hermann Baumann war schon die akustische Wahrnehmung ein Erlebnis. Er hat Generationen von Hornisten geprägt und mit seiner Kunst das Horn zu traktieren eine ganz und gar unglaubliche Neuerung in die Welt der Musik gebracht. Und genau so ein klangliches Erlebnis hat mich zum Waldhorn und damit zu ihm als Mensch und Lehrer geführt. Seine Platteneinspielung von Bachs 1. Brandenburgischem Konzert mit Karl Richter war der Funke, der mich zum zum Hornisten werden ließ. Diese unerhörten Töne, diese Leichtigkeit in der Artikulation und seine unfassbare Gesanglichkeit haben bei mir die unbändige und alles verzehrende Sehnsucht geweckt, es ihm gleich zu tun. 1983 stand ich ihm dann persönlich gegenüber und er sagte mir nach kurzem Vorspiel, dass ich nun Student sei. Wenigen Stunden später durfte ich den ersten Unterricht genießen. Es war das größte Wunder meines Lebens. Ich blies bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur das Jagdhorn, kannte kaum Etüden oder Konzerte und nun war ich Teil dieser unglaublichen Hornklasse. Seine Fähigkeit mit wenigen Worten, Gesten oder kurzen Klangbeispielen auf seinem geliebten Kruspe-Horn einen produktiven und inspirierenden Unterricht zu gestalten, waren legendär. Auch seine Frau Hella war Teil dieser fruchtbaren Arbeit. Sie half mit kulturhistorischem Wissen und philosophischen Gedanken zum Horn aus dieser Hornklasse mehr als nur einen Haufen brillanter Virtuosen und Solisten zu machen; kurz: sie war so etwas wie die Mutter der Hornklasse. Es war einfach zauberhaft, fast magisch. In den folgenden Jahren wurde die Klasse zu einer Art zweiten Familie für mich. Jeden Tag war man zusammen, übte fleißig und eiferte dem großen Meister nach. Wir fühlten uns als Teil von etwas ganz Besonderem. Bei aller Stringenz im Unterricht war seine Großzügigkeit schier grenzenlos. Man bekam wirklich alles von ihm. Kein Horn aus seinem reichen Fundus, welches er nicht einem seiner Eleven zur Verfügung stellte wenn es darum ging, irgendwo auf der Welt eine Konzert oder ein Oratorium zu spielen. Ihr zu erleben war ein Geschenk. Er war ein Schatz an Musikalität und Leidenschaft, ein Brunnen der Wahrhaftigkeit und ehrlichen Hingabe für die Werke der Komponisten. Seine bedingungslose Art Musik zu machen hat sicher nicht nur mich das ganze Leben hindurch begleitet. Für immer.

Legendäre Hornklänge
Konzert im Gedenken an Hermann Baumann mit internationalen Gästen
19. April 2024 19:30 Uhr
Campus Essen-Werden
Neue Aula
_Es spielen Folkwang Prof. Přemysl Vojta und Studierende seiner aktuellen Hornklasse sowie weltweit anerkannte Hornisten, die ehemals in der Folkwangklasse von Hermann Baumann studiert haben - darunter Javier Bonet, Wilhelm Bruns und Kerry Turner. Das bunt zusammengestellte Programm beinhaltet Stücke für Solonaturhorn, für Hornquartette mit historischen Instrumenten sowie Werke für großes Hornensemble. Zudem kommt eine Uraufführung auf die Bühne: „Pro Memoria” wurde von Kerry Turner eigens für dieses Konzert komponiert.
_Der ehemalige Folkwang Professor für Horn, Hermann Baumann (1934 – 2023), gilt als einer der bedeutendsten Hornisten des 20. Jahrhunderts und hat zahllose junge Hornistinnen und Hornisten in ihrer künstlerischen Laufbahn geprägt. Von 1966 bis 1995 unterrichtete er an der damaligen Folkwang Hochschule, wo er 1971 zum Professor auf Lebenszeit ernannt wurde. Besonders lag ihm in all den Jahren die Förderung der individuellen künstlerischen Entwicklung seiner internationalen Studierenden am Herzen.
_Vor dem Konzert findet um 18.00 Uhr ein Vortrag von Stefan Blonk über die Instrumentensammlung von Herrmann Baumann statt.
Eintritt frei (keine Eintrittskarten!)

WILLKOMMEN 

Naturhorn - Jagdhorn - Wienerhorn